

Arbeit, Kapital, Boden: Diese drei Produktionsfaktoren brauchte ein Land laut klassischer Volkswirtschaftslehre für die Erzeugung von Waren und Dienstleistungen. Je mehr, umso besser und umso höher das Bruttoinlandsprodukt. Die digitale Transformation der Wirtschaft sorgt jedoch für einen Paradigmenwechsel in der Nationalökonomie. In der vernetzten, digitalen Welt verliert der Boden an Bedeutung – vom Standort für Server-Farmen vielleicht abgesehen. Statt dessen wird die Generierung und Nutzung von Daten immer wichtiger. Kurz gesagt: Big Data statt Big Buildings.
Wenn jedoch der Umgang mit Daten zusehends die Dynamik einer Volkswirtschaft beeinflusst, dann gewinnen auch die Daten- und die IT-Sicherheit immer mehr an wirtschaftlicher Bedeutung. Wenn Unternehmen die Chancen des digitalen Wandels nutzen wollen, brauchen sie nachhaltigen Schutz für ihre Werte: für alle Infrastrukturen, Kommunikationswege und Daten. Nur wenn die Anwender darauf vertrauen können, dass ihre Daten weitestgehend geschützt sind, werden sie die Möglichkeiten digitaler Angebote ausschöpfen.
Entsprechend wirken sich IT-Sicherheitsbedenken bereits auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum in Deutschland aus. Das zeigt eine aktuelle repräsentative Umfrage im Auftrag der Bundesdruckerei. Befragt wurden rund 550 IT-Sicherheitsverantwortliche deutscher Unternehmen. Zwei Drittel rechnen mit steigenden IT-Sicherheitsrisiken durch die Digitalisierung. Das hat Folgen: Jedem fünften Unternehmen geht nach eigener Einschätzung aktuell Umsatz verloren, da es die Digitalisierung aus Angst vor IT-Sicherheitsvorfällen nicht schnell genug vorantreibt; für ein zusätzliches Drittel ist diese Aussage immerhin teilweise zutreffend. Mit anderen Worten: Aus Angst vor Cyberattacken und Datenverlust transformiert jedes zweite Unternehmen seine Prozesse, Produkte und Services behutsamer als möglich und schlägt daher einen langsameren Wachstumspfad ein.
Egal, ob diese Bedenken im Einzelfall berechtigt, übertrieben oder vorgeschoben sind: Sie verzögern die notwendige Digitalisierung der deutschen Wirtschaft und haben entsprechende volkswirtschaftliche Folgen für die Wirtschaftsleistung von heute und morgen. Besonders betroffen ist laut Umfrage das Rückgrat der deutschen Wirtschaft, der Maschinen- und Anlagenbau, sowie die ITK- und Elektronikbranche.
Seit 2011 betreibt DsiN einen kostenfreien Online-Sicherheitscheck. Die Abfrage zu sicherheitsrelevanten Themen sensibilisiert Mitarbeiter im Unternehmen und gibt wertvolle Tipps für die Sicherheit im Betrieb. Die Erhebung ist Grundlage des DsiN-Sicherheitsmonitors.
Der Trend zur vernetzten Industrie 4.0 stellt also gerade viele innovative Unternehmen vor die vermeintliche Entscheidung: entweder schnelle Digitalisierung und Vernetzung samt höheren Sicherheitsrisiken oder langsame digitale Transformation samt Umsatzverzicht. Dieses Digitalisierungsdilemma gilt auch für die anderen Teile der Volkswirtschaft: Bürger und Behörden. Hier führt der kluge IT-Einsatz zu mehr Effizienz und Bequemlichkeit sowie weniger Kosten und Zeitaufwand.
IT-Sicherheit wird also zum Standortfaktor der digitalen Welt. Wollen wir unseren internationalen Spitzenplatz verteidigen, so müssen Anbieter und Anwender von Hardware, Software und digitalen Dienstleistungen sowie die öffentliche Hand ihrer jeweiligen Verantwortung gerecht werden. Zusammenarbeit tut Not. Und für eine derartige Zusammenarbeit sind Initiativen wie „Deutschland sicher im Netz“ ein schönes Beispiel. Der Fokus, vor allem Privatnutzer sowie kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) fit zu machen für den sicheren Umgang mit dem Internet, ist richtig und wichtig: Laut unserer Umfrage fühlen sich derzeit nur acht Prozent der KMU voll und ganz gerüstet für die digitale Transformation!
Hier finden Sie – grafisch aufbereitet – die Zahlen zu den Umsatzverlusten bei Unternehmen durch Cyberrisiken sowie ein Interview mit Herrn Hamann zum Standortfaktor IT-Sicherheit.